Er ist ein wenig anspruchsvolles Gewächs von bis zu 50 cm Höhe, je nach Standort. Seine Wurzeln können bis zu 60 cm in die Tiefe reichen und er kommt auf Wiesen und Wegrändern vor: der Spitzwegerich. Wegen seiner medizinischen Wirkung und des damit verbundenen großen Bedarfs der Pharmaindustrie wird das Kraut in Kulturen, besonders in Osteuropa und den Niederlanden angebaut. Und nun kommt der Pflanze eine besondere Ehre zuteil: Der Spitzwegerich ist die Arzneipflanze des Jahres 2014!
Der Spitzwegerich ist eine bedeutende, altbekannte Arzneipflanze
Es gibt viele Arten von Wegerich, die schon seit Jahrtausenden in der Heilkunde Verwendung finden. Dabei sind der Breit- und der Spitzwegerich die Arten, mit denen man die beste Wirkung erzielen kann. Und genauso vielseitig ist auch seine Namensgebung. Neben Spitzwegerich sind auch Spießkraut, Lungenblattl, Schlangenzunge oder Heudieb für die zur Familie der Wegerichgewächse gehörige Pflanze geläufig. Sein Name kommt übrigens vom althochdeutschen wega = Weg und rich = König. Selbst Shakespeare beschreibt bereits in seinen Schriften Plantago („plantain“) als Mittel gegen Verletzungen der Haut.
Arzneipflanze des Jahres 2014
Wissenschaftler der Universität Würzburg haben jüngst den Spitzwegerich wegen seiner blutstillenden und antibakteriellen Wirkung zur Arzneipflanze des Jahres 2014 gewählt. Die Wissenschaftler wollen damit vor allem erreichen, dass sich die klinische Forschung näher mit der Pflanze befasst. Aus gutem Grund, wie ein Blick auf die Wirksamkeit der Preisträgerin zeigt:
Vielfältige Verwendung des Spitzwegerich
Gesammelt werden Blätter, Blüten, Wurzeln und die Samen am besten bei trockenem Wetter, an verkehrsarmen Stellen von Mai bis September. Die Blätter werden auf eine Schnur aufgefädelt und an luftiger Stelle zügig getrocknet. Sie eignen sich, um daraus Tee zuzubereiten. Aus den Blättern und den Blüten gewinnt man zusammen mit Honig oder Zucker einen Sirup, der sich bei Husten bewährt hat. Man kann es sich auch leicht machen und in der Apotheke Presssäfte kaufen. Die Säfte sind meist besonders schonend gewonnen und besitzen so viel des natürlichen Antibiotikums. Auch in verschiedenen Salben sind Extrakte aus dem Spitzwegerich zu finden.
Was macht den Spitzwegerich so interessant: Die Inhaltsstoffe…
Zu den Pflanzeninhaltsstoffen gehören: Schleimstoffe (reizmildernd), Gerbstoffe (blutstillend), Kieselsäure, Saponine (harntreibend), Flavonoide (antioxydativ), Vitamin C, antibakterielle Stoffe, ätherische Öle sowie die Mineralstoffe Zink und Kalium.
… und seine Anwendungsgebiete
Hauptsächlich wird der Spitzwegerich bei Katarrhen der Luftwege, entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut (wegen der zusammenziehenden Wirkung der Gerbstoffe) und der antibakteriellen Wirkung verwendet. Von deutschen und europäischen Kommissionen , die die Wirksamkeit von pflanzlichen Arzneimitteln beurteilen (u.a. HPMC), wurde die Gabe von Spitzwegerich zur Linderung bei trockenem Husten anerkannt. Auch bei Entzündungen der Haut, leichten Verbrennungen und Neurodermitis kommt der Spitzwegerich zum Einsatz. Wenn man unterwegs ist und sich verletzt, kann man ihn kauen, die Masse auf die Haut auftragen und mit einem Blatt abdecken. Anwendung findet der Spitzwegerich auch bei Magenschleimhautentzündung, Appetitlosigkeit, Blasen- und Leberschwäche sowie Verstopfung. In der Homöopathie werden Zahn- und Ohrenschmerzen mit Spitzwegerich behandelt.
Gegenanzeigen
Gelegentlich kann es bei der Verwendung von Spitzwegerich zu Durchfall kommen. Auf eine Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren sollte wegen der Gerbstoffe verzichtet werden. In der Schwangerschaft sollte der Arzt vor der Einnahme zu Rate gezogen werden. Wer sich nicht die Mühe machen will, Spitzwegerich zu sammeln und zu verarbeiten, kann ihn sowohl in flüssiger, pulverisierter, als auch getrockneter Form in der Apotheke kaufen. Dort bekommt man auch weitere, fachliche Informationen über die Heilwirkung des Spitzwegerich.
Foto: Michael & Christa Richert / sxc.hu