Schon die Römer und Griechen wussten um die Wohltat eines ausgiebigen Bades. Nicht nur die Entspannung, Reinigung und gemeinsames Essen und Trinken waren dabei die maßgeblichen Bedürfnisse. Vielmehr ging es auch um gesellschaftliche, ja auch erotische Begegnungen. Zu diesem Zweck bauten sie schon damals aufwendige Badehäuser, in denen auch Massagen und kosmetische Behandlungen Anwendung fanden.
Nach der römischen Ära verschwand die Badekultur, bis zu ihrer Wiederentdeckung in Europa, im Mittelalter des 12. /13. Jahrhunderts. Man badete in öffentlichen Badehäusern, zwar immer noch nicht gemeinsam, und auch diesmal galt das Augenmerk nicht nur der Sauberkeit und Körperpflege. Es wurden auch Behandlungen wie Aderlass und Schröpfen, ja sogar dass Zähne ziehen von sogenannten Badern durchgeführt. In privaten Badegemächern waren die mittelalterlichen Badezuber ein Ort der Lust, der deshalb auch zwecks Liebschaften gern besucht wurde.
Das war ein Grund, warum Moralapostel das Treiben nicht gern sahen und das Baden als Laster deklarierten. Zudem wurde es als Luxus angesehen, der den Menschen angeblich verweichlichen sollte. Schließlich brachten Seuchen und sich ausbreitende Geschlechtskrankheiten das öffentliche Baden in Verruf. Bis ins 16. Jahrhundert ersetzten Puder und Parfüm sowie häufiger Kleiderwechsel das Wasser.
Kraft die aus dem Wasser kommt
Als dann die Heilkraft einiger Quellen, sowie Thermalquellen entdeckt wurden, und auch noch Ärzte die Mineralquellen, ob ihrer vorbeugenden Eigenschaften, anpriesen, änderte sich der Anspruch auf Baden schlagartig. Es begann ein wahrer Boom auf die neu geschaffenen Thermal- und Kurbäder. Dabei ging es nicht nur um Hygiene und Sauberkeit, sondern um Genesung und auch seelisches Wohlbefinden. Zunächst waren diese Kurbäder ein Privileg der Wohlhabenden und Prominenten, die unter anderem auch Gesellschaft und Zerstreuung suchten.
Bei „Otto Normalverbraucher“ war bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts Baden ein Luxus, den man sich nur einmal in der Woche gönnen konnte. Jeden Samstag wurde das Wasser auf dem Herd erwärmt. Eine Wanne aus Zink, dazu Kernseife und eine Wurzelbürste, fertig war das Badevergnügen, das entweder im Keller oder der Küche stattfand. Zuerst kamen die Kinder an die Reihe, später stiegen die Erwachsenen nacheinander in den Zuber. Nach und nach hielt dann auch die Nasszelle in den Häusern Einzug. Heute begnügen wir uns nicht mehr nur noch mit dem Baden. Es wird vielmehr Wert auf Erholung und Entspannung vom Alltag gelegt.
Luxusbäder und Wellnesstempel
Sich eine regelmäßige Auszeit zu gönnen, um neue Energie zu tanken, ist in unserer heutigen Zeit an der Tagesordnung. Da bieten unzählige Wellnessoasen in teuren Hotels Luxus pur. Die Wohlfühlindustrie expandiert mit diesem neuen Trend und bewirbt immer verlockender das zahlungskräftige Publikum. Die Angebote reichen von traditionellen Verfahren, wie Massagen und Mooranwendungen bis zu speziellen Angeboten wie Thalasso-Therapien, Ayurveda, Shiatsu, Meditationen, um nur wenige zu nennen. Dabei reicht die Verwöhnskala vom Champagnerfrühstück über das Rosenbad bis hin zu aufwendigen und teuren kosmetischen Behandlungen.
Baden: Wohlfühlen für jedermann
Diese Verwöhnprogramme sind für viele Menschen häufig unerschwinglich. Gott sei Dank gibt es Alternativen, die wenig oder gar nichts kosten. Denken wir an das Hallen- oder Freibad vor unserer Haustür, die Möglichkeiten sich sportlich zu bewegen, sei es durch Wandern, Radfahren oder leichte Arbeit an der frischen Luft. Gelegentlich ein Tag in einer Sauna, eine vitaminreiche Mahlzeit in einem Biergarten in geselliger Runde oder einfach nur mit einem Buch im Liegestuhl hinter dem Haus oder auf dem Balkon, auch das ist Wellness pur.
Eine gesunde Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse, guten Fetten und dem Verzicht auf allzu viel Zucker und Genussmittel, erhöhen unser Wohlgefühl und die körperliche Fitness. Freuen wir uns nach einer stressigen Arbeitswoche oder übermäßigen körperlichen Belastungen auf „Wellness made at home“ ohne den Geldbeutel über Gebühr zu strapazieren. Wir müssen uns nur selbst verwöhnen wollen, dann können wir es auch genießen.
Foto: Jane Monteith / sxc.hu