Unter Hydrotherapie versteht man medizinische Anwendungen mit Wasser – sei es in Form von Kneipp-Güssen, Waschungen oder Bädern. Sie werden je nach Temperatur in kalte, warme, heiße, wechselwarme oder ansteigende Anwendungen unterschieden. Durch den Temperaturreiz zwischen kaltem und warmem Wasser wird die Durchblutung gesteigert, weil das kalte Wasser die Blutgefäße zunächst zusammenzieht, die sich danach erweitern. Dadurch fließt mehr Blut durch die Gefäße, der Stoffwechsel kann sich dabei regulieren. Diese Anwendungen wurden durch den „Wasserdoktor“ Sebastian Kneipp aus Bad Wörishofen bekannt und beliebt. Aber nicht erst seit Pfarrer Kneipp ist das Heilen mit Wasser bekannt, auch die alten Römer wussten Wasser schon als Therapieform anzuwenden.
Therapeutische Wassergüsse
Therapeutische Wassergüsse sind zwar nicht jedermanns Sache, weil bei der kalten Anwendung das Wasser die Temperatur von 15° C nicht überschreiten soll. Nach Pfarrer Kneipp sollte nur so viel Kälte wie möglich und so viel Wärme wie nötig angewendet werden. Es wird zwischen Wassergüssen mit starkem und weniger starkem Druck unterschieden. Je nachdem, auf welchem Körperteil die Behandlung angewendet wird, unterscheiden wir zwischen Bein-, Arm-, Rücken-, Nacken-, Gesichts-, Ober- und Unterguss.
Werden die Güsse nach Temperatur eingeteilt, so bezeichnen wir sie als kalte, warme, heiße, ansteigende und wechselwarme Güsse. Um eine bessere Wirkung der Güsse zu erzielen, sollte man sich nach den Anwendungen eine Zeit lang ausruhen.
Arm- und Beinguss
Sowohl beim Arm- als auch beim Beinguss beginnt man zuerst auf der rechten Seite außen, von unten nach oben und dann innen von oben nach unten. Danach wird die linke Seite in der gleichen Weise mit einem Wasserschlauch behandelt. Der Kaltguss sollte nicht länger als 20 Sekunden dauern und etwa eine Wassertemperatur von 15° C nicht überschreiten. Es gibt dabei auch die Möglichkeit zwischen dem Warm- und anschließend dem Kaltguss zu variieren, wobei immer mit dem Warmguss (zwischen 36° C und 38° C) begonnen werden sollte.
Nackenguss
Sowohl bei Verspannungen des Nackens, als auch zur besseren Durchblutung des Kopfes, etwa bei Kopfschmerzen, findet der Nackenguss Anwendung. Es muss darauf geachtet werden, dass der Nacken warm ist. Dabei wird der Wasserstrahl mittels eines Schlauches auf den Nacken gerichtet, damit zunächst das etwa 35° C warme Wasser seitlich über den Hals abläuft. Dabei sollte der Kopf leicht hin und her gedreht werden. Während der Dauer der Anwendung, die sich über mehrere Minuten hinziehen kann, wird dabei die Temperatur des fließenden Wassers, je nach Verträglichkeit, gesteigert, bis sich eine Rötung der Haut zeigt. Zunächst tupft man sich ab und legt sich danach etwa eine Stunde auf einem flachen Kissen ins Bett.
Menschen, die unter Erkrankung der Schilddrüse, hohem Blutdruck und grauem oder grünem Star leiden, sollten in keinem Fall den Nackenguss anwenden.
Gesichts- oder Schönheitsguss
Dagegen virale Erreger keine Medikamente zur Verfügung stehen, ist eine starke Körperabwehr wichtig, um Infektionen im Nasen- und Rachenraum zu verhindern. Hier hilft uns der Gesichtsguss auf natürliche Weise vorbeugend, die Immunabwehr zu stärken. Er fördert die Durchblutung der Haut, strafft und erfrischt sie. Auch müde Augen, die uns bei allzu viel Computerarbeit zu schaffen machen, profitieren vom kalten Wasserstrahl. Der Gesichtsguss sollte allerdings mindestens vier Wochen lang, täglich zweimal durchgeführt werden. Als Schönheitsmittel garantiert er eine bessere Gesichtsfarbe und Unreinheiten der Haut können gemildert werden.
Zur Anwendung sollte der Wasserdruck schwach sein und bei etwa 35° C liegen. Man beginnt mit der rechten Seite der Schläfe, wandert über die Stirn bis zur linken Seite und wieder zurück zur Rechten. Dort sollte man den Strahl dreimal senkrecht von unten nach oben führen. Die gleiche Anwendung wird an der linken Gesichtshälfte praktiziert. Zum Abschluss führt man den Schlauch dreimal über das Gesicht. Das Wasser nur mit der Hand abstreifen, das hinterlässt ein angenehmes Gefühl im Gesicht.
Es ist von einem Gesichtsguss abzuraten, wenn bereits Entzündungen im Nasen-, Stirn- oder Gesichtsbereich vorhanden sind. Auch bei grünem oder grauem Star darf der Guss nicht angewendet werden.
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