Wickel dienen als Hausmittel, die ohne Nebenwirkungen helfen, Schmerzen zu lindern, Fieber zu senken, Entzündungen zu reduzieren. Dabei üben sie gleichzeitig gegen unterschiedliche Erkrankungen eine stärkende Wirkung auf unser Immunsystem aus. Schon die Großmutter verwendete dabei Aufgüsse oder Tinkturen aus Kräutern für verschiedene Beschwerden. Senf, Zwiebel, Quark, Kartoffel oder Lehm erfreuen sich noch bis heute großer Beliebtheit bei der Anwendung.
Inhaltsverzeichnis
Ob Husten, Fieber, Insektenstiche, Gichtanfälle oder zur Entlastung der inneren Organe, für alle diese Beschwerden gibt es Wickel. Ein Wundermittel stellen sie jedoch keineswegs dar. Bei länger anhaltenden Beschwerden sollte immer der Arzt aufgesucht werden.
Wirkungs- und Anwendungsweise von Wickeln
Wickel beeinflussen unsere Körpertemperatur. Mit feuchtwarmen Wickeln versorgen wir eine Unterkühlung, während mit kaltem Fieber gesenkt wird. Ferner werden durch ihre Anwendung unserem Körper Giftstoffe entzogen. Kalte Wickel werden nicht auf kalte Haut gelegt. Unter dem Wickel darf keine Luftblase sein, da sie die gleichmäßige Erwärmung verhindert. Decken Sie den Wickel auch nicht mit Plastik oder einem vergleichbaren Material ab. Es verhindert das Ausdünsten.
Nehmen Sie sich Zeit, entspannen und ruhen Sie. Einen Gang zur Toilette vor der Anwendung sollten Sie einplanen. Wickel weder mit leerem noch mit vollem Magen anlegen. Kaffee, Tee, Alkohol oder Rauchen verengen die Blutgefäße und reduzieren die Wirkung der Anwendung. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Füße warm sind.
Aufbau eines Wickels
Drei Tücher werden immer zur Herstellung eines Wickels benötigt: ein Leinentuch, dazwischen ein Hand- oder dickes Baumwolltuch und außen ein Wolltuch. Bei Tüchern aus Kunstfasern kann die Haut nicht atmen. Dadurch wird Wärme zurück in den Körper transportiert.
Brustwickel gegen Husten
Brustwickel gegen Husten werden grundsätzlich warm angewendet. Kartoffel-Brustwickel: 2-3 gekochte Kartoffel werden in einem Tuch aus Baumwolle zerdrückt. Probieren Sie vor dem Anlegen, ob der Wickel nicht zu heiß ist. Solange der Wickel warm ist, bleibt er liegen.
Bei der Anwendung mit Thymian wird zunächst eine Tinktur mit 1 Esslöffel Thymian und heißem Wasser hergestellt. Dabei muss sie 10 Minuten ziehen und dann abgeseiht werden. Der Wickel bleibt etwa 30 Minuten auf der Brust. Ein Brustwickel gegen Husten kann auch mit Quark durchgeführt werden. Der Quark wird dabei mit einer Wärmflasche auf etwa 20° erwärmt und auf ein Leinentuch gestrichen.
Halswickel gegen Halsschmerzen
Zitronen- oder Zwiebelsaft, Thymian oder Quark sind beliebte Mittel bei Halswickeln gegen Husten, die nur kalt angewendet werden. Die Zwiebel wird durch eine Knoblauchpresse gedrückt. Ein feuchtes kaltes Tuch wird mit der Zitrone und Zwiebel getränkt, vorne auf den Hals gelegt, mit einem trockenen Tuch und Schal abgedeckt. Es entwickelt sich schon bald eine angenehme Wärme. Wenn das Tuch trocken ist, kann die Anwendung bei einer starken Entzündung sofort wiederholt werden.
Leberwickel für innere Organe
Die feuchte Wärme des Leberwickels wird in der Naturheilkunde sowohl beim Heilfasten als auch zur Entgiftung der Leber unterstützend angewendet. Auch Krämpfe im Magen-Darm-Bereich lassen sich damit lindern oder sogar beheben. Durch den Wickel wird die Körpertemperatur auf 1° – 2° erhöht und somit die Spannungen in der Muskulatur herabgesetzt.
Für den Leberwickel wird ein Tuch in heißes Wasser getaucht und ausgewrungen. Dieses Tuch wird unter den Rippenbogen auf den Oberbauch gelegt. Darüber kommt eine Wärmflasche. Ein großes Frotteetuch wird um den gesamten Bauch gewickelt und etwa 20 Minuten dort gelassen. Die Anwendung sollte 14 Tage täglich einmal durchgeführt werden.
Weil bei dem Anlegen eines Leberwickels der Oberkörper ganz eingeschlagen wird, muss ein Helfer assistieren. Der Leberwickel macht möglicherweise müde, sodass es sinnvoll ist, die Anwendung abends durchzuführen.
Wadenwickel nicht nur bei Fieber
Bei Fieber wird je ein Baumwolltuch mit kühlem Wasser, das nicht kälter als 5° sein sollte, um die Waden gewickelt. Die weitere Vorgehensweise wie bei “Aufbau eines Wickels“ einhalten. Der Vorgang kann öfter wiederholt werden, sollte jedoch nicht länger als eine halbe Stunde betragen. Bei einer Anwendung, die länger als 20 Minuten dauert, Venenentzündungen, Einschlafstörungen und hohem Blutdruck angewendet. Bei Vorliegen von Harnwegsinfekten, Reizungen des Ischias oder Kälteempfindlichkeit ist der Wadenwickel kontraindiziert.
Senfwickel
Senfmehl (2 EL), das mit kaltem Wasser (3-4 ltr.) angesetzt und nach 10 Minuten mit heißem Wasser auf 50°C erhitzt wird, dient als Grundlage für Hals-, Brust- oder Wadenwickel. Ein Leinentuch wird in diesem Sud getränkt, ausgewrungen und auf Hals, Wade oder Brust für 10–20 Minuten aufgetragen. Sie wirken durchblutungsfördernd, lösen Schleim und bekämpfen Bakterien.
Aufgrund von Unverträglichkeiten ist eine negative Reaktion der Haut möglich. Aus Vorsicht sollten während der Anwendung die Augen, Achselhöhlen und Brustwarzen mit Mull oder Ähnlichem abgedeckt werden.
Buchtipp für Wickel und Kompressen
Weitergehende Informationen zu der alten Methode, mit Wickel und Kompressen Linderung bei vielen alltäglichen Beschwerden und Krankheiten zu erhalten, gibt das Buch Wickel und Kompressen: Alles Wissenswerte für Selbstanwendung und Pflegepraxis. Die Autorin Vreni Brumm beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Anwendung von Wickeln und Kompressen. Im Buch werden einzelne Anwendungen zunächst kurz vorgestellt. Dazu gibt es Anwendungsbereiche und eine Erklärung der Wirkungsweise. Ebenso ist eine Ausschau, mit welchen Materialien man Wickel anlegen soll, enthalten.
Foto: Kristian Kretschmann