Berühmt für seine Bitterstoffe: Radicchio Salat

So regen Sie Ihre Gesundheit mit Bitterstoffen an

Allein beim Gedanken an Artischocken, Radicchio, Chicorée oder Rosenkohl verzieht so mancher sein Gesicht. Viel zu bitter, da lassen wir mal lieber die Finger von. Das aber ist wirklich fahrlässig, denn Bitterstoffe sind nicht nur für Ihr Wohlbefinden, sondern auch für Ihre Gesundheit extrem wichtig. Mehr noch: Wer Bitterstoffen die kalte Schulter zeigt, riskiert Verdauungsstörungen und Übergewicht und öffnet Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes Tür und Tor.

Was sind Bitterstoffe und wie wirken sie im Körper?

Bitterstoffe sind sekundäre Pflanzenstoffe. Das bedeutet, sie haben keinerlei Bedeutung bei der Bewertung von Pflanzen in Bezug auf deren Nährwert. Sekundäre Pflanzenstoffe können z.B. auch ätherische Öle, Gerbstoffe oder Pflanzenfarbstoffe (Flavonoide) sein. Durch die Aufnahme von Bitterstoffen wird die Verdauung angeregt – und das bereits im Mund. Denn hier wird sofort viel mehr Speichel produziert als üblich und das wiederum fördert die Ausschüttung von Gallensaft und Magensäure. Ihre Verdauung bekommt den „Kick Down“ und Sie verdauen die Nahrung effizienter. Da sich Ihre Darmtätigkeit aufgrund der Verdauungssäfte verbessert hat, haben Sie auch eine gesündere Darmflora. Das wiederum kommt Ihrem Immunsystem zu Gute.

Ein schöner Nebeneffekt: Von bitteren Stoffen nehmen wir nicht so viel auf, wie von Süßem. Sie werden schneller satt und auf Dauer besteht Ihre Nahrung auch eher aus gesunden Lebensmitteln, als aus industriell gefertigten. Aus diesem Grund werden bittere Nahrungsstoffe auch als Fat Burner bezeichnet. Ein Blick auf die Waage wird sie überzeugen Bitterstoffe helfen aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das metabolische Syndrom (Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und erhöhte -zuckerwerte), vorzubeugen. Der Grund: Bitterstoffe führen die Nahrung dorthin, wo sie verdaut wird und nicht auf die Hüften, wo sie eingelagert werden und uns als Hüftgold jeden Tag ins Auge fallen.

Bitterstoffe in Lebensmitteln und was sie bewirken

Als kleiner Junge war es im Frühling bei uns Tradition die ersten Sonnenstrahlen auf Feld und Flur zu genießen. Immer mit dabei: ein Korb mit Messer um Löwenzahn zu stechen. Die Ausbeute war üppig und zum Mittagessen gab es dann Löwenzahnsalat mit Ei. Klasse und richtig gesund: Löwenzahn entsäuert, verfügt über jede Menge wichtiger Mineralstoffe, wie Kalium, Magnesium oder Kalzium und entwässert nebenher den Körper.  Wohl mit ein Grund, warum er in Süddeutschland „Bettseicher“ genannt wird.

Berühmt für seine Bitterstoffe: Radicchio Salat
Berühmt für seine Bitterstoffe: Radicchio Salat

Wer keine Zeit hat sich seinen Löwenzahn selbst zu suchen, der kann auch auf Radicchio, Rucula (Rauke) oder  Chicorée zurückgreifen. Blöderweise hat sich aber hier auch der Trend durchgesetzt, den Pflanzen die Bitterstoffe weg zu züchten. Hier ist der Bioladen dem konventionellen Supermarkt vorzuziehen. Wer gerne kocht, kann sich mit den Gewürzen Lorbeer, Kerbel, Majoran, oder Estragon eine bittere Note zaubern. Mein ganz spezieller Gewürzfavorit zurzeit ist Bockshornklee. Die gemahlenen Saaten schmecken leicht bitter, wenn man sie nach der Zubereitung ans Essen gibt. Bockshornklee wird nachgesagt, dass er die Insulinresistenz bei Diabetes Typ2 Patienten verbessern soll. Na auf jeden Fall schmeckt er toll.

Wenn meine Oma dann einmal in der Woche zum Sonntagsbraten lud, kam meist Rosenkohl mit auf den Tisch. Ich habe ihn gehasst, so bitter schmeckte er mir damals. Heute mache ich ihn selbst und schon geht es. Rosenkohl enthält neben den wertvollen Bitterstoffen viele Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Er soll sogar die Nerven beruhigen.

Einen weiteren Vertreter der mit vielen Bitterstoffen aufwarten kann, kennen viele nur von der Pizza. Dort wird die Artischocke aber nicht wirklich gewürdigt, besticht sie doch mit einem sehr feinherben Geschmack. Neben den bislang aufgezeigten Vorteilen der Bitterpflanzen, wirkt sich die Artischocke nämlich regulierend auf den Cholesterinspiegel. Der enthaltene Wirkstoff Inulin ist darüber hinaus ein wahrer Tausendsassa: Er gilt als Leibspeise der Darmflora, die sich mit der vermehrten Produktion von kurzkettigen Fettsäuren bedankt. Diese wiederum regenerieren die Darmschleimhaut, die dann verstärkt Mineralstoffe aufnehmen kann, um zum Beispiel Osteoporose (Knochenschwund) vorzubeugen.

Bitter ist also sehr gesund und wir sollten Bitterstoffen absolut mehr Aufmerksamkeit schenken, wenn wir gesund bleiben wollen. Und auch wenn dem ein oder anderen allein der Gedanke an den Verzehr von bitteren Lebensmittel ein Graus sein sollte: Seinen Geschmack kann man trainieren.

Foto: Nathalie Dulex / freeimages.com

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