Allein beim Gedanken an Artischocken, Radicchio, Chicorée oder Rosenkohl verzieht so mancher sein Gesicht. Viel zu bitter, da lassen wir mal lieber die Finger von. Das aber ist wirklich fahrlässig, denn Bitterstoffe sind nicht nur für Ihr Wohlbefinden, sondern auch für Ihre Gesundheit notwendig. Mehr noch: Wer Bitterstoffen die kalte Schulter zeigt, riskiert Verdauungsstörungen und Übergewicht und öffnet Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes Tür und Tor.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind Bitterstoffe und wie wirken sie im Körper?
- Bitterstoffe in Lebensmitteln und was sie bewirken
- Pflanzen mit Bitterstoffen
- Verzehr von Bitterstoffen
- Übersäuerung durch Mangel an Bitterstoffen
Was sind Bitterstoffe und wie wirken sie im Körper?
Bitterstoffe sind sekundäre Pflanzenstoffe. Das bedeutet, sie haben keinerlei Bedeutung bei der Bewertung von Pflanzen in Bezug auf deren Nährwert. Sekundäre Pflanzenstoffe können z.B. auch ätherische Öle, Gerbstoffe oder Pflanzenfarbstoffe (Flavonoide) sein. Durch die Aufnahme von Bitterstoffen wird die Verdauung angeregt – und das bereits im Mund. Denn hier wird sofort viel mehr Speichel produziert als üblich und das wiederum fördert die Ausschüttung von Gallensaft und Magensäure. Ihre Verdauung bekommt den „Kick Down“ und Sie verdauen die Nahrung effizienter. Da sich Ihre Darmtätigkeit aufgrund der Verdauungssäfte verbessert hat, haben Sie auch eine gesündere Darmflora. Das wiederum kommt Ihrem Immunsystem zugute.
Ein schöner Nebeneffekt: Von bitteren Stoffen nehmen wir nicht so viel auf, wie von Süßem. Sie werden schneller satt und auf Dauer besteht Ihre Nahrung auch eher aus gesunden Lebensmitteln als aus industriell gefertigten. Deswegen werden bittere Nahrungsstoffe auch als Fat Burner bezeichnet. Ein Blick auf die Waage wird sie überzeugen, Bitterstoffe helfen aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das metabolische Syndrom (Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und erhöhte -zuckerwerte), vorzubeugen. Der Grund: Bitterstoffe führen die Nahrung dorthin, wo sie verdaut wird und nicht auf die Hüften, wo sie eingelagert werden und uns als Hüftgold jeden Tag ins Auge fallen.
Bitterstoffe in Lebensmitteln und was sie bewirken
Als kleiner Junge war es im Frühling bei uns Tradition, die ersten Sonnenstrahlen auf Feld und Flur zu genießen. Immer mit dabei: ein Korb mit Messer, um Löwenzahn zu stechen. Die Ausbeute war üppig und zum Mittagessen gab es dann Löwenzahnsalat mit Ei. Klasse und richtig gesund: Löwenzahn entsäuert, verfügt über jede Menge wichtiger Mineralstoffe, wie Kalium, Magnesium oder Kalzium und entwässert nebenher den Körper. Wohl mit ein Grund, warum er in Süddeutschland „Bettseicher“ genannt wird.
Wer keine Zeit hat sich seinen Löwenzahn selbst zu suchen, der kann auch auf Radicchio, Rucula (Rauke) oder Chicorée zurückgreifen. Blöderweise hat sich aber hier auch der Trend durchgesetzt, den Pflanzen die Bitterstoffe wegzuzüchten. Hier ist der Bioladen dem konventionellen Supermarkt vorzuziehen. Wer gerne kocht, kann sich mit den Gewürzen Lorbeer, Kerbel, Majoran, oder Estragon eine bittere Note zaubern. Mein ganz spezieller Gewürzfavorit zurzeit ist Bockshornklee. Die gemahlenen Saaten schmecken leicht bitter, wenn man sie nach der Zubereitung ans Essen gibt. Bockshornklee wird nachgesagt, dass er die Insulinresistenz bei Diabetes Typ2 Patienten verbessern soll.
Keiner mag Rosenkohl – warum eigentlich nicht?
Wenn meine Oma dann einmal in der Woche zum Sonntagsbraten lud, kam meist Rosenkohl mit auf den Tisch. Ich habe ihn gehasst, so bitter schmeckte er mir damals. Heute mache ich ihn selbst und schon geht es. Rosenkohl enthält neben den wertvollen Bitterstoffen viele Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Er soll sogar die Nerven beruhigen.
Einen weiteren Vertreter, der mit vielen Bitterstoffen aufwarten kann, kennen viele nur von der Pizza. Dort wird die Artischocke aber nicht wirklich gewürdigt, besticht sie doch mit einem sehr feinherben Geschmack. Neben den bislang aufgezeigten Vorteilen der Bitterpflanzen, wirkt sich die Artischocke nämlich regulierend auf den Cholesterinspiegel. Der enthaltene Wirkstoff Inulin ist darüber hinaus ein wahrer Tausendsassa: Er gilt als Leibspeise der Darmflora, die sich mit der vermehrten Produktion von kurzkettigen Fettsäuren bedankt. Diese wiederum regenerieren die Darmschleimhaut, die dann verstärkt Mineralstoffe aufnehmen kann, um zum Beispiel Osteoporose (Knochenschwund) vorzubeugen.
Bitter ist also sehr gesund und wir sollten Bitterstoffen absolut mehr Aufmerksamkeit schenken, wenn wir gesund bleiben wollen. Und auch wenn dem ein oder anderen allein der Gedanke an den Verzehr von bitteren Lebensmitteln ein Graus sein sollte: Seinen Geschmack kann man trainieren.
Wer es einfach haben möchte oder wem die bittere Nahrung nun überhaupt nicht schmeckt, kann natürlich auch auf Nahrungsergänzungen zurückgreifen. Bitterstoff-Tabletten* kann man z.b. auch online bestellen.
Pflanzen mit Bitterstoffen
Alle Pflanzen legen ihre Inhaltsstoffe während ihrer Wachstumsphase an, weil sie sich selbst vor Krankheitserregern und Fressfeinden schützen wollen. Zu diesen Schutzstoffen gehören unter anderen Bitterstoffen, oder wie am Beispiel der Brennnessel Brennhaare.
Neben den bereits oben erwähnten Salatsorten finden wir in den Kohlsorten sowie der Artischocke reichlich bittere Stoffe. Erwähnt werden sollten auch die Wildkräuter Schafgarbe, Löwenzahn, Giersch, Wermut, Sauerampfer, Mariendistel und das ganzjährige Gänseblümchen, um nur einige davon zu nennen. Als Heilkräuter und Gewürzmittel möchte ich etwa Ingwer, Kurkuma, Bockshornklee, Liebstöckel, Rosmarin, Majoran, Salbei und Thymian nennen. Beim Getreide ist die Hirse als gesunde Getreidesorte mit vielen wichtigen Inhaltsstoffen zu nennen. Zum Obst gehören Zitrone, Orange, Limette und Grapefruit, wobei die Schale besonders viele Bitterstoffe enthält.
Um biologisch wertvolle Kräuter, Gemüse und Obst zu bekommen, sollte man sie, falls möglich, im eigenen Garten züchten oder in Bioqualität erwerben. Im Winter gibt es auch die Möglichkeit, sich Sprossen mit Bitterstoffen in der Wohnung zu züchten.
Verzehr von Bitterstoffen
Wenn wir Bitterstoffe aufnehmen, ziehen sich zunächst die Schleimhäute im Darm zusammen, um sich danach auszudehnen. Wasseransammlungen und Giftstoffe im Körper können bei einer kurmäßigen, bitterstoffreichen Nahrungsaufnahme über drei Wochen ausgeschwemmt werden. Die strapazierten, überforderten Organe können sich von ihrem Stress erholen und das Immunsystem wird gestärkt.
Auch Diabetikern ist die Aufnahme von Bitterstoffen zu empfehlen, wird doch die Bauchspeicheldrüse durch die bitteren Stoffe zur stärkeren Produktion von Insulin angeregt. Zusätzlich zur festen Nahrung sollten wir auch Tees oder Teemischungen zum Beispiel aus Löwenzahn und/oder Schafgarbe regelmäßig über einen längeren Zeitraum zu uns nehmen. Bitterkräuter regen nicht nur die Verdauungstätigkeit an, sie haben zudem basische Eigenschaften. Deshalb sind sie umso wertvoller, sorgen sie doch dafür, dass der Körper nicht an Mineralstoffmangel und Übersäuerung leidet. Die Bitterstoffe der Kräuter fördern zudem die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen und Eisen aus der Nahrung.
Löwenzahnsalat – Bitterstoffe pur
Nehmen wir zum Beispiel einen Löwenzahnsalat, der unserem Körper, besonders nach einem langen Winter, reichlich Bitterstoffe zuführt und gleichzeitig entwässernd wirkt. Dazu suche ich mir eine Wiese aus, die noch nicht gedüngt wurde. Das Sammeln und die Reinigung des Salates erfordern natürlich viel Zeit. Dafür entschädigt nicht nur der Genuss des Salates, sondern auch das besondere Erlebnis einer schönen Wanderung. Als Dressing nehme ich trüben Apfelessig, Senf, etwas gemahlene Bockshornkleesaat, Bio Öl, frische Kresse und Schnittlauch. Dazu schneide ich, je nach Menge, ein bis zwei gekochte Eier, gebe sie über den Salat und dekoriere ihn, falls vorhanden, mit den Blütenknospen des Löwenzahns und einigen Gänseblümchen. Das ist nicht nur für die Augen schön, es regt auch den Speichelfluss an. Sie werden merken, dass es gar nicht so schlimm ist und Sie sich schnell daran gewöhnen, Bitteres zu essen.
Übersäuerung durch Mangel an Bitterstoffen
Unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten haben sich von dieser ursprünglichen Art der Nahrungsaufnahme weg entwickelt. Wir konsumieren süße und salzige Speisen im Übermaß, saure und scharfe Geschmacksverstärker preisen unserem Gaumen ein pikantes, herzhaftes Erlebnis beim Verzehr von Fertigprodukten an. Wir vermeiden bewusst alles, was bitter schmeckt. Aus unserem Gemüse und Wurzelgemüse, das wir kaufen, sind die Bitterstoffe von der Lebensmittelindustrie weitestgehend entfernt worden. Am Beispiel der Salatsorten Chicorée und Radicchio können wir die Entwicklung gut nachvollziehen. Da beide Sorten, die nur noch einen geringen Teil der bitteren Stoffe enthalten, vielen Menschen vielleicht immer noch zu bitter schmecken, wird geraten, vor dem Verzehr, den Salat kurz mit heißem Wasser zu übergießen, damit auch der letzte Rest davon aus den Blättern verschwindet.
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